Entscheidungen treffen: Angst versus Intuition
Soll ich – soll ich nicht?
Die Frage aller Fragen. Täglich oft gestellt.
Die Frage ob Erdbeer- oder Himbeereis mag noch leicht zu beantworten sein, die Frage ob Italien oder Kroatien deine Urlaubsdestination sein soll, mag auch noch halbwegs angehen. Aber es gibt Fragen, die wirklich alles von dir fordern: Selbstständigkeit ja oder nein? Aus deiner Heimatstadt wegziehen oder lieber bleiben? Dich für das tolle Coachingprogramm entscheiden, obwohl dein Budget es im Moment nicht wirklich hergibt?
Die Bienen in deinem Kopf
Um je mehr es bei einer Entscheidung geht, desto mehr Stimmen melden sich in deinem Kopf. Und dein Kopf schwillt an, die Stimmen surren wie ein aufgeregter Bienenschwarm auf der Suche nach seinem Heimatstock.
Vor vielen Jahren musste ich mich zwischen zwei Männern entscheiden (oder gegen beide) Das war nicht leicht. Argumente für den einen gab es, genauso wie für den anderen. In Liebessachen Argumente walten zu lassen, mag überraschen. Ich finde angesichts der 60%igen Scheidungsquote in unserem Land kann es kein Fehler sein, die Faktenlage pragmatisch abzuklopfen.
Ich wusste, dass schlussendlich das Gefühl der Liebe entscheiden wird, was auch richtig ist. Jedoch – bevor die emotionale Welle endgültig über mir zusammenschlug, wollte ich noch ein paar sachliche Überlegungen starten ….
Liebesentscheidungen sind meist lebensentscheidend.
Rückwirkend gesehen wäre ich mit dem einen Mann in die USA ausgewandert, mit dem anderen lernte ich alles, was ich heute über Kunst & Kultur weiß – und ich verfeinerte meine Art zu denken und Dinge zu betrachten, ohne ins Drama zu gehen. Eine Eigenschaft, die mir in meiner Arbeit höchst zugutekommt. Somit war diese private Entscheidung auch entscheidend für meine berufliche Karriere.
Was ist Angst? Was ist Intuition?
Bei großen Entscheidungen spielt oft Angst mit. Was ist, wenn die Beziehung in den USA bricht und ich vielleicht monatelang bei McDonald jobben müsste, um wieder nach Hause zu kommen? Oder würde ich im Land der unbegrenzten Möglichkeiten bleiben wollen (und vielleicht die nächste First Lady werden)?
Was ist, wenn das teure Coaching doch nicht den erhofften Erfolg bringt? Lieber bleiben lassen?
Was wäre, wenn Angst eine willfährige Helferin des Egos ist, um dich klein zu halten? Dich davon abzuhalten, Neues zu wagen?
Angst ist ein Plappermaul
Die Angst agiert nach dem Motto: „Viel reden hilft viel.“ Ihr Lehrmeister, der innere Kritiker hat ihr gezeigt, wie sie dich mit vielen negativen Szenarien verunsichern kann. Doch wie bei der Krimi-Fernsehserie „Colombo“ in der sich die Verdächtigen immer durch viel Geplapper verraten, verrät auch sie sie sich durch allzu viele Worte. Je mehr Gründe für ein Nein sie dir erzählt, desto leichter kannst du die Angst von der Intuition entscheiden.
Intuition ist wortkarg
Die Intuition hingegen spricht nicht viel, sie weiß einfach. Da ist dieses tiefe Gefühl in dir, das dir zu- oder abrät. Ohne Argumente. Das ist dann, wenn du nachher sagst: „Es war vollkommen verrückt, aber ich musste es einfach tun.“
Die Intuition zeigt sich gerne in der Meditation, in der Stille. In der Stille kannst du Kontakt zu deinem zukünftigen Selbst aufnehmen. Niemand kennt dich so gut wie dein zukünftiges Selbst, niemand unterstützt dich so wohlwollend, niemand liebt dich so sehr.
Zwanzig Minuten in der Stille, oftmals sogar ohne bewusste Meditation, sondern einfach nur still sitzen und atmen bringt oft die erstaunlichsten Lösungen. Auf diese Art habe ich meinen letzten Vortrag in zwei Tagen konzipiert, vorbereitet und erstellt. Der leisen Stimme der Intuition Gehör zu schenken mach das Leben nicht nur einfach und klar, sondern spart auch jede Menge Zeit.
Die Angst zu versagen
Angst hingegen kann natürlich ein Warnsystem sein (du weißt, die Sache mit dem Säbelzahntiger und so). Weitaus öfters lähmt dich die Angst. Sie macht dich klein, stutzt zurück, was außerhalb der Norm ist und sorgt dafür, dass du dich im Mittelmaß bewegst, lieber mit der Chipstüte auf der Couch vergammelst als den Allerwertesten hochzukriegen – aus lauter Angst, dich zu blamieren, ausgelacht zu werden oder eine schlechte Nachrede zu haben.
Eine entscheidende Rolle in diesem Spiel kommt den fünf Leuten zu, mit denen du die meiste Zeit verbringst.
Es ist statistisch bewiesen, dass du im Durchschnitt das verdienst, wie diese fünf Leute, du teilst ihre Meinungen (klar, sonst wärt ihr nicht befreundet, du siehst die Welt so, wie sie. Haben sie viel Angst, hast auch du viel Angst. Sind sie mutig, bist auch du mutig.
Wie kommst du zu einer klaren Position?
Ich bin dafür, der Angst zuzuhören. Schiebst du sie weg und lässt sie nicht zu Wort kommen, wird sie sich immer wieder einschleichen. Nachdem du deine Entscheidung getroffen hast, wird sie versuchen, dich davon abzubringen, wird sie versuchen, deine Entscheidung in Frage zu stellen. Also gib ihr einmal die Gelegenheit sich zu präsentieren und dann ist gut so.
- Schreib alles auf, was passieren könnte.
- Überlege nun, wie wahrscheinlich es ist und ob es tatsächlich so schlimm wäre.
- Würdest du es mit 80 bereuen, es nicht gemacht zu haben. In meinem Fall: Würde ich es bereuen, nicht in die USA gegangen zu sein? (Warum ich mich gegen dieses Abenteuer und für Kunst & Kultur entschieden habe, liest du in meinem Buch „Liebe im Alltag – Mit Selbstwert zur glücklichen Beziehung“)
- Was ist das schlechtmöglichste Ergebnis?
- Was ist das bestmöglichste Ergebnis?
- Wie wichtig ist die Entscheidung überhaupt? (Werde ich mich mit 80 noch daran erinnern können?)
Wenn die Angst ausführlich angehört ist und alles von sich gegeben hat, was ihr nur einfiel, dann geht es in die Stille. Setz dich hin, schließe die Augen und atme. Und atme und atme und atme. Dann stellst du an dein Unterbewusstsein die entscheidende Frage – und atmest weiter. Vielleicht kommt die Antwort sofort. Vielleicht braucht es noch einige Tage und dein Vertrauen, um die Antwort in deinem inneren Raum entstehen zu lassen. Vertraue, sie wird kommen. Du spürst, wenn sie da ist.
Wichtige Entscheidungen sind nicht einfach. Sie ziehen uns manches Mal in einen tiefen Nebel aus dem wir uns nur schwer befreien können. Einfacher ist es, wenn jemand, der nicht im Nebel gefangen ist und eine objektive Sicht der Dinge hat, die Hand reicht. Wenn du meinst, so eine Hand brauchen zu können, dann vereinbare ein Klarheits-Gespräch mit mir. Ich freue mich auf dich.