„Wer war grad auf dem WC?“, fragte mich mein Freund, ebenfalls gerade aus dem Waschraum kommend. Wir betrieben damals gemeinsam ein Lokal (wie es ausging, liest du am Ende dieser Seite), es war der 24. Dezember, wir hatten bis 14 Uhr geöffnet. Was war geschehen? Ein Mann war in der Herrentoilette, hatte laut geschluchzt und geweint – deshalb hatte sich mein Freund erst aus dem WC getraut als der Gast das WC wieder verlassen hatte.
Ich schaute mich um, alles normal, keine besonderen Vorkommnisse. Man sah niemandem an, dass er gerade geweint hatte.
Auch das ist Weihnachten. Das Fest der Masken, das Fest der mühselig aufrecht erhaltenen Fassaden, die innerlich akut Einsturz gefährdet sind. Weihnachten ist immer weniger und weniger ein Fest der Liebe und des Friedens, Weihnachten wird für viele immer mehr und mehr ein emotionaler Super-Gau. In diesen einen Abend wird so viel Hoffnung gesetzt, dass es schon wieder berührend ist. Freude, Friede, Eierkuchen, mit Liebe und Sorgfalt ausgesuchte Geschenke, glänzende Kinderaugen, Freude allerorten, wie in der Werbung eben.
Die Erwartungen sind so hoch, dass eine verbrannte Gans einen veritablen Streit auslösen kann.
Wusstest du übrigens, dass die Scheidungsraten nach Weihnachten und dem Urlaub am höchsten sind?
Wie wird Weihnachten schön? Du entscheidest selbst, ob du in den Weihnachtsstress eintauchst oder gut auf dich achtest und dir die Ruhe gönnst, die der Körper im Winter benötigt.
Weihnachten ist das, was du draus machst.
Meine Freundin Anna wird spätestens Mitte November hochgradig nervös. Warum? Weil Weihnachten naht. Es stellt sich die Frage, wo wird Weihnachten gefeiert? Bei ihren Eltern, bei seinen Eltern? Bevor sie verheiratet waren, feierte jeder getrennt bei seinen eigenen Eltern. Das ist auch heuer wieder so, denn inzwischen sind Anna und ihr Mann ein geschiedenes Paar. Die Frage „Bei wem und mit wem wird gefeiert?“ wurde nun durch die Frage abgelöst: „Feiern wir wegen der Kinder gemeinsam oder wenn nicht, wer bekommt wann die Kinder?“.
Flucht-Strategien für Weihnachten
Wenn du in dir keinen Frieden hast, ist Weihnachten eine echt harte Zeit. Beliebte Strategien, jedes Jahr vergeblich angewandt sind:
Weihnachten – die Inventur der Gefühle
Zu Weihnachten zeigen sich verletzte Seelen, sie rufen nach Hilfe, Liebe und Anerkennung. Weihnachten ist eine emotionale Inventur, bei der wir die Bruchware aussortieren. Gescheiterte Beziehungen, auseinander gelebte Paare, Enttäuschung über den Lauf des eigenen Lebens, die Angst vor der Zukunft. All das ist Weihnachten AUCH, nicht nur das Fest der glänzenden Kinderaugen.
Apropos Kinderaugen: wir sind bei den Erwartungen angelangt 🙂
Welche Erwartungen hast du an Weihnachten? Sei ehrlich zu Dir. Erinnere dich an letzte Weihnachten und an die vorletzten. Welche Erwartungen haben sich erfüllt? Welche waren Anlass zu Schmerz und Tränen? Ist dein größter Weihnachtswunsch vielleicht ein Liebesversprechen deines Partners, du wartest seit Jahren darauf und hoffst auf heuer?
Vergiss es, lasse diese Erwartungen los oder kündige deinen Wunsch klar an, denn wahrscheinlich kann dein Partner keine Gedanken lesen. Wenn du es nicht sagen willst/kannst, dann schreib einen Brief ans Christkind und lege ihn ins Fenster. Dazu ist noch Zeit.
Die zu Weihnachten wichtigste Frage:
Wie kann es leicht gehen?
Meine Strategien sind folgende:
Riccarda’s top Drei für fröhliche Weihnachten
1. Traditionen sparen Zeit und Nerven:
Vor einigen Jahren startete ich unsere Heilige Familientradition. Ich habe ein Weihnachtsmenü kreiert, das ich liebe, das leicht auf eine beliebte Gästeanzahl anpassbar ist und das es mir erlaubt, viel Zeit bei meinen Gästen zu verbringen, da es gut vorzubereiten ist. Damit es nicht heißt, ich koche jedes Jahr das Gleiche, nenne ich es Familientradition 🙂
2. Habe Vertrauen in diese Erde:
Sei gewiss, dass sich die Erde weiter drehen wird. Auch, wenn du nicht mit frisch gewaschenen Haaren und lackierten Fingernägeln unter dem Baum stehst.
3. Be simply you:
Ich werde nie aufhören, mich zu wundern. Viele Menschen sinken nach einem langen Tag, nach vielen Besuchen, viel Punsch und vielen Keksi erschöpft unter den Christbaum. Oft werden Großeltern und Tanten besucht, vielleicht auch noch die Uroma, die zwischenzeitlich auf dem Friedhof wohnt.
Ich selbst verlasse mein Haus am 24. Dezember nicht, keinesfalls. Das weiß meine ganze Verwandtschaft und akzeptiert es auch. Warum? Weil ich in meiner Aussage sehr klar bin und auch aus tiefstem Herzen dazu stehe.
Ich habe ein Geschenk für dich!
Abschließend habe ich noch ein Geschenk für dich. Für friedliche Weihnachten. Es ist ein Zeichen des Friedens. Ein sogenanntes Hexagramm und stammt aus dem I-Ging. Wenn du mehr darüber wissen willst, findest du Infos auf Wikipedia.
Wie verwendest du dein Geschenk?
1. Downloade es und drucke es aus
Betrachte es und lade es mit deinem Wunsch nach Frieden auf. Lege fest, wie dein Anteil zu einem friedlichen Weihnachtsfest ausschaut. Höflichkeit, keine politischen Diskussionen etc, du weißt schon.
Du legst es unter den Christbaum oder unter die Tischdecke, damit es dort seine Wirkung entfalten kann.
Ich wünsche dir friedliche Weihnachten!
Was du keinesfalls tun solltest:
Du legst das Zeichen des Friedens keinesfalls unter die Türmatte. Ja, die Idee ist schön, dass deine Familie und deine Gäste die Schwelle des Friedens überschreiten mögen. Aber in Wirklichkeit würden sie auf dem Frieden herumtrampeln. Das willst du nicht!cken Sie hier um Ihren eigenen Text einzufügen
