5 Dinge, die ich von meiner Stammfamilie lernte

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Freunde kann man sich aussuchen …

Das Fest der Feste steht vor der Tür. Manchen Menschen bereitet das Kopfzerbrechen und Magenschmerzen, manche freuen sich seit Monaten darauf. Überlegst du gerade, wo und wie du feierst, wen du einlädst und wen du nicht alleine lassen kannst?

Ich wünsche dir ein wunderschönes Fest. Aber wusstest du eigentlich, dass die meisten Scheidungen nach Weihnachten eingereicht werden? Und dass dei Feierlichkeiten selten so liebevoll  über die Bühne gehen, wie es uns das Werbefernsehen vorgaukelt? Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs, aufgerieben im Bemühren ihre Familie zu verwöhnen, sind keine Seltenheit.

Mein Lieblingsweihnachtsfilm ist übrigens Single Bells. In meiner Familie ein jährliches Ritual. Meine Lieblingsszene: Wenn der pubertierende Sohn mit dem Argument „Auch Karpfen haben ein Recht auf Leben“ und mit leeren Händen nach Hause kommt. Auch nicht schlecht: Wenn die Hausfrau die vorher weggeworfene Gans mit dem Argument „Ist eh Bio“ wieder aus dem Abfall zieht.

In vielen Familien sind Mütter am Weihnachtsabend gestresst und beklagen mangelnde Hilfe, Väter meinen, man könnte es auch ruhiger angehen, Großeltern wundern sich, dass unter dem Baum nicht mehr das Weihnachtsevangelium gelesen wird und dass statt „Stille Nacht, heilige Nacht“ „Jingle Bells“ vom mp3-Player tönt.

Wie stressfest bist du?

Weihnachten scheint ein kollektives Theaterstück zu sein, das verheilt geglaubte Wunden mit Leichtigkeit wieder aufreißt – ich habe schon gestandene Männer über ihre zerplatzten Lebensträume weinen sehen.

Wie Weihnachts-stressfest du bist, hängt maßgeblich von der Verbundenheit mit deiner Stammfamilie ab. Bist du mit deiner Stammfamilie im Reinen, bist du glücklich und hast deinen Frieden gefunden? Wenn ja, kannst du dich glücklich schätzen.

Würdest du jedoch mit deiner Familie keine Zeit verbringen, wenn sie nicht deine Familie wäre? Wenn du mit deinen Eltern und Geschwistern kaum Gemeinsamkeiten verspürst, dann bist du emotional nicht mit ihnen verbunden.

Der Seelenvertrag

Glaubst du daran, dass sich deine Seele ihre Familie aussucht, bevor sie auf diese Welt kommt? Für mich persönlich ist die Inkarnationstheorie logisch und nachvollziehbar. Daher bin ich überzeugt davon, dass Seelen hier auf dieser Erde eine Lernaufgabe zu erfüllen haben. Diese Aufgabe ist manchmal unterhaltsam, manchmal leicht, manchmal schwierig und manchmal würde man gerne eine Runde aussetzen.

Ich fühlte mich als Kind fremd in meiner Familie, genauso wie im Kindergarten und in der Schule. Es war mir ein Rätsel, warum die anderen lachten oder weinten, ich verstand nicht, warum sich Jugendliche verabredeten, um gemeinsam zu lernen, wo man doch alleine besser lernt.

Diesem Rätsel wollte ich auf die Spur kommen und interessierte mich bereits als Kind brennend dafür, warum Menschen handelten wie sie handelten. Besonders interessante Studienobjekte waren natürlich meine Mutter und mein Vater, da sie unter meiner permanenten Beobachtung standen.

Warum suchte meine Seele diese Familie aus? Welche Aufgaben wollte meine Seele lösen? Da gab und gibt es einiges:

Meine Stammfamilie lehrte mich:

  • 1. Sensibles Verständnis:

    Oft war mir nicht klar, warum mein Umfeld reagierte wie es eben reagierte. Doch mit Sensibilität und Aufmerksamkeit lernte ich das Rätsel aufzulösen. Meine Fähigkeit, die Handlungen anderer Menschen zu verstehen und nachvollziehen zu können, gehört heute zum Wertvollsten, was ich meinen Kunden anbieten kann.

  • 2. Nicht zu urteilen:

    In meiner Familie fand einiges an Bewertung statt. Als Gegenreaktion lernte ich, vorurteilsfrei meine neugierige Nase in den Wind zu stecken. Dieser „open spirit“ öffnet mir oft interessante Lösungsansätze bei kniffligen Fragen.

  • 3. Eine sichere Basis bieten zu können:

    Ich lernte, den Dramen, die sich Menschen ins Drehbuch des Lebens schreiben, mit viel Mitgefühl, jedoch mit Ruhe und Gelassenheit entgegen zu stehen.

  • 4. Akzeptanz:

    Eine Familie zu haben bedeutet nicht automatisch Glück und Verbunden zu leben – und das ist okay so.

  • 5. Das Geschenk zu erkennen:

    Ich bin davon überzeugt, dass wir in der Kindheit Erfahrungen machen und uns auch Wunden zugefügt werden. Genau diese ermöglichen es uns an den von der Seele gewählten Lernaufgaben zu wachsen, so geschieht Heilung.

Warum erzähle ich dir das?

Ich bin fest überzeugt davon, dass unsere Seelen unsere Stammfamilie mit Bedacht auswählen. Diese Erkenntnis solltest du dir gerade zu Weihnachten wieder ganz fest ins Gedächtnis rufen. Wenn du das akzeptierst, wird Dankbarkeit möglich, wo vorher Unverständnis war.

Bist du deinen Eltern gegenüber mit Zorn, Anschuldigungen oder auch Gleichgültigkeit erfüllt, dann überlege, ob und wie sich deine Einstellung ändert, wenn du glaubst, diese Familie gewählt zu haben, um deine eigene Entwicklung voranzutreiben?

Zorn und Anschuldigen deiner Stammfamilie gegenüber sind nicht nur absolute Zeitverschwendung, sondern  sie halten dich dort fest, wo du bist und hindern dich, weiter zu gehen, pinnen dich als Opfer an die Wand und verhindern Verantwortung für dich selbst zu übernehmen.

Glaubst du an die Unsterblichkeit deiner Seele und dass du immer wieder kommst bis alle deine Lernaufgaben abgearbeitet sind und du bestanden hast?

Du bist in Deinen Gedanken vollkommen frei und kannst diesen Gedankengang natürlich ablehnen.

Andererseits: stell dir vor, du könntest der Idee etwas abgewinnen, als Seele deine Familie selbst ausgesucht zu haben – dann könntest du das Opfer-Sein an die Wand klatschen und die Herrin deiner Gefühle sein.

Wie fühlt sich das an? Und stehe dazu: du musst deine Stammfamilie nicht lieben und auch keine tiefe Verbundenheit spüren, aber anerkenne die Möglichkeiten zur Entwicklung, die sie dir bieten.

Meine Beziehung zu meinen Eltern ist heute eine recht lockere. Von Zeit zu Zeit blicke ich zurück und betrachte alle herausfordernden Situationen unter dem Aspekt meiner Seelenaufgabe.

Es bringt mich meinen Eltern etwas näher und ich empfinde tiefe Dankbarkeit, dass sie sich für meine Lernaufgaben zur Verfügung stellen. Mit dieser Erkenntnis kann ich ihnen entspannt entgegentreten – und so wird auch das Weihnachtsfest ein schönes Zusammentreffen.

Riccarda’s top 3 Erkenntnise über Stammfamilien:

  1. Ich habe gewählt:

    Bevor meine Seele diese Welt bereicherte, schnapste sie sich mit anderen Seelen Lernaufgaben aus. Diese Seelen bildeten sozusagen ein Theaterensemble, das mir dazu dient, das Drehbuch meines Lebens zu spielen.

  2. Sie spielen für mich:

    Meine Stammfamilie (und auch alle anderen Menschen, mit denen ich zu tun habe) stellt sich unentgeltlich für mich zur Verfügung, damit ich „Meines“ erlernen kann. Ich wiederum spiele einen Part in ihrem Drehbuch des Lebens. Mein Bewusstsein würde manche Akte des Drehbuchs gerne auslassen, jedoch auch hier gilt: mitgehangen – mitgefangen, da muss ich durch.

  3. Ich wundere mich:

    Ehrlicherweise hätte ich mir auch eine Kindheit vorstellen können, die mich nicht als 6-Jährige ins Internat geführt hätte, aber aus irgendeinem Grunde fand meine Seele diese Situation wohl akzeptabel. Ich nehme es verwundert an, auch das, was ich nicht verstehe. Ich übernehme die Verantwortung für meine Gefühle und lasse alle Ausreden, die erklären, warum ich als Erwachsene etwas nicht kann oder nicht will, los. Das Loslassen lässt die wertvollen Erfahrungen und Erkenntnisse, die ich im Internat gewonnen habe, an die Oberfläche kommen.

Welche Geschenke hast du von deiner Stammfamilie erhalten? Was durftest du lernen und welche Möglichkeiten hast du gefunden deine Erkenntnisse liebe- und freudvoll in deine eigene Familie zu integrieren?

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