missbrauch_riccarda_larcher
Ich habe Verständnis für Menschen , die jahrelang in einem emotionalen Missbrauch leben, oft sind es Frauen.

Sie sind davon überzeugt, dass alles so seine Richtigkeit hat und bemerken den emotionalen Missbrauch oft jahrelang nicht. Ich verstehe diese Frauen deshalb sehr gut, weil ich selbst eine von ihnen war.

Es fing sehr harmlos an. Ich war damals 16 Jahre. Er war für mich da, als ich Probleme mit meinen Eltern hatte, dafür bin ich ihm noch heute dankbar. Vier Jahre später kündigte ich meinen Traumjob, um ihm beim Aufbau seines Lokals zu helfen. Ich dachte allerdings es wäre unser gemeinsames Lokal. Bei der Trennung stellte sich heraus, dass dem nicht so war; somit verließ ich diese Beziehung mit zwei Koffern in der Hand. Mein großmütterliches Erbe, das ich in die gemeinsame Wohnung investiert hatte, war weg.

Das war schlimm. Noch viel schlimmer waren die Monate vor der Trennung.

Ich hatte blaue Arme und blaue Beine. Weil er mich schlug? Nein! Weil ich über alles stolperte. Warum das? Weil er immer meinte: „Pass auf, dass du nicht stolperst, ungeschickt wie du bist.“ Und – ungeschickt wie ich war – stolperte ich über alles, was so im Wege lag. Erst im Nachhinein und viele Jahre später erkannte ich den emotionalen Missbrauch.

Es ist emotionaler Missbrauch, wenn

          • du glaubst, er hätte immer recht, weil du zu dumm seist
          • du alles mit ihm abstimmen musst
          • wenn du glaubst, für alles verantwortlich zu sein z.B. für die schlechten Noten deiner Kinder, für den Steinschlag, der die Windschutzscheibe ruinierte, für die überhöhte Handwerkerrechnung
          • er dich permanent kontrollieren will, dir Vorschriften macht
          • er überheblich mit dir redet wie „ach, zerbrich dir nicht dein hübsches Köpfchen“ oder „ich kümmere mich darum, das ist zu kompliziert für dich.“
          • er dich abwertet, zynisch ist, lügt
          • er dir droht, dich durch Liebesentzug bestraft, bei „Fehlverhalten“ nicht mit dir spricht
          • er dich von deinen Freunden und/oder deiner Familie isoliert

Manchmal treffen alle diese Punkte zu, meistens jedoch eine Auswahl davon. Emotionaler Missbrauch geht nicht zwangsläufig Hand in Hand mit sexuellem Missbrauch oder häuslicher Gewalt – und selbstverständlich geht emotionaler Missbrauch nicht nur von Männern aus, auch Frauen spielen in dieser Liga mit.

Dieser Missbrauch ist nur möglich, wenn der eine die emotionale Verbundenheit des anderen ausnützt, um die Kontrolle über die Gefühle des anderen zu erhalten. Der andere wiederum ist von der Zuwendung und Akzeptanz des Täters abhängig, bezieht daraus seinen Selbstwert und sein Glück. Das ist der springende Punkt: Selbstbewusstsein, Selbstwert, Glück, Friede, Lebensfreude von außen zu erwarten, funktioniert nicht. Du kannst im Außen nichts finden, dessen Entsprechung nicht in deinem Inneren ist.

Fazit:

Je abhängiger du von äußeren Faktoren bist, desto bereiter bist du, gegen dein eigenes Selbst, gegen das Wollen deines Herzens zu entscheiden.

In der Theorie liest sich das sehr einfach und klar. Die Praxis ist weitaus diffiziler. Ich selbst habe es lange nicht gemerkt, denn gewisse Dinge konnte er wirklich besser und ich stolperte in der Tat oft, da war es wohl nur fürsorglich zu nennen, wenn er mich auf mögliche Stolperfallen hinwies.

Aufgrund mehrere Vorkommnisse dämmerte mir irgendwann die Erkenntnis benutzt zu werden, ausgenützt und ausgebeutet. Mir dämmerte die Erkenntnis, dass meine Dankbarkeit für seine anfängliche Liebe und Unterstützung meinen Eltern gegenüber nicht dazu führen durfte, mein inneres Kind zu verraten, das Verlangen meines Herzens nach wahrer Liebe zu unterdrücken und mein Selbstbewusstsein auf Gartenzwerggröße schrumpfen zu lassen. Genau diese Themen bearbeite ich übrigens in meinen Coachings.

Es dauerte noch einige Monate, aber schlussendlich hatte ich die Kraft und Unterstützung, meine Koffer zu packen und zu gehen. Mein Freund fiel übrigens aus allen Wolken, denn „es war doch alles ok.“

Eines war mir von Anfang an klar: ich war zwar das Opfer in diesem seltsamen Spiel, aber nur deshalb, weil ich diese Rolle zugelassen hatte. Er der Täter, ich das Opfer und so hatten wir unser Stück auf der Bühne des Lebens gespielt.

Wie kommt es zu diesem Teufelskreis?

Die zwei häufigsten Ängste in einer Beziehung sind:

  1. Die Angst vor Verlust: Verlust durch Ablehnung der eigenen Person. Verlust des anderen durch Tod etc.
  2. Die Angst, sich selbst in der Beziehung zu verlieren, sich aufzugeben, in ein schwarzes Loch zu fallen.

Die Angst vor Ablehnung und Verlust

Derjenige, der Angst vor Ablehnung hat, ist bereit, alles dafür zu tun, um die Ablehnung zu verhindern. Derjenige, der Angst hat, sich in einer Beziehung zu verlieren, versucht, das durch Kontrolle zu vermeiden.

Fazit:

Trifft nun ein Kontroll-Junkie auf einen Menschen, der Ablehnung fürchtet, kann das Spiel des emotionalen Missbrauchs beginnen.

Es kann erst dann aufhören, wenn einer oder beide erkennen, dass der Grund für Täter als auch Opfer Angst ist. Angst vor Ablehnung bzw. Angst, sich zu verlieren.

Die Lösung dieses Dilemmas liegt in der Entwicklung zu einem sich selbst liebenden Menschen, zu einem geheilten inneren Kind, zu einem Menschen, der rücksichtsvoll mit sich selbst umgeht, seine Stärken fördert und seine Schwächen akzeptiert. Das ist eine Entwicklung, die nicht über Nacht geschieht, sie ist ein Prozess, der Zeit braucht.

Der Lohn ist der erste Platz in deinem eigenen Leben, in deinem eigenen Drehbuch. Wenn du innerlich strahlst, voll gefüllt mit Selbstwert, Liebe und Verständnis für dich und deine Umwelt, dann bist du unwiderstehlich für deinen Mann. Solltest du Single und auf der Suche nach Mr. Right sein, dann ziehst du ihn so in dein Leben.

Kürzlich sah ich einen Film, in dem der Hauptdarsteller wunderbarerweise meinte: „Nicht die Frau in Minirock und Highheels ist für mich begehrenswert, sondern die Frau mit Selbstbewusstsein, die weiß, was sie will.“ Yes, kluger Mann.

Riccarda’s Top 3 für emotionale Sicherheit:

1. Hoher Selbstwert:

Leicht gesagt, etwas schwerer getan, ich weiß. Sei nett zu dir selbst, habe Verständnis, setz dich nicht unter Druck, schimpfe nicht mit dir!!!
Behandle dich so, wie du von anderen behandelt werden möchtest. Wie kannst du erwarten, dass dich andere wertschätzen, wenn du selbst es nicht tust?

2. Erkenne dich selbst:

Je höher dein Selbstwert desto kleiner deine Angst vor Ablehnung oder davor dich selbst zu verlieren. Kennst du deine verbleibende Restangst, kannst du aus einer entspannteren Ebene handeln und deine Angst leichter überwinden.

3. Lebe Klarheit:

Solltest du dich bis jetzt für die Gefühle deines Partners verantwortlich gefühlt haben, dann hör auf damit. Sprich in aller Klarheit und Liebe aus, dass diese Phase in eurer Beziehung nun beendet ist. Hab Verständnis für dich, wenn es nicht von Anfang an 100%ig klappt.

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