innerer_kritiker_riccarda_larcher„Das traue ich mir nicht zu. Wer weiß, ob ich das kann. Und was, wenn ich scheitere?“, so meine Klientin Anja. Worum ging es? Ihr Chef hatte sie ermutigt, ihre Bewerbung als IT-Chefin eines internationalen Konzerns für den polnischen Raum abzugeben.

Wow, welch toller Job, welche Möglichkeit!

Die Idee gefiel Anja sehr, sehr gut. Ihr polnischer Mann unterstützte sie bei ihrem Vorhaben. Sie erfüllte alle fachlichen Voraussetzungen, spricht fließend deutsch, englisch und ja, sie kann auch polnisch. Es gab keinen einzigen Grund, NICHT mit wehenden Fahnen bei der Konzernspitze einzureiten und sich als die neue IT-Chefin für Polen zu präsentieren.

Bis auf… ja bis auf…. Anjas innerer Kritiker.

Kennst du diese Situation? Vielleicht geht es bei dir nicht um einen Karrieresprung nach Polen, vielleicht aber hält dich dein innerer Kritiker mit Gewalt davon ab, endlich, endlich mal Pole dance auszuprobieren („Schau mal deine Figur an“, mault der innere Kritiker) oder du hast Angst, einen Vortrag zu halten („Wer sollte dir denn schon zu hören?“). Es gibt viele Situationen, wo du deinen inneren Kritiker wie Rumpelstilzchen in deinem Kopf herumhüpfen hören kannst.

Wozu überhaupt einen inneren Kritiker?

Du könntest deinen inneren Kritiker als so unnötig wie einen Kropf empfinden. Derweil will er nur zu deinen Diensten sein, will dich beschützen. Ok, die Wahl seiner Mittel ist oft diskussionswürdig….

Dein innerer Kritiker gibt dir immer Rückmeldung über das, was du denkst, das was du zur Zeit tust oder auch wie du auf andere wirkst. Er ist auch jener deiner inneren Begleiter, der dich oft mit anderen vergleicht.

Warum tut er das? Er will dich beschützen, ja wirklich. Er meint es gut mit dir. Er will dich in deiner Komfortzone halten, da kennt er sich aus, da kennst du dich aus, er wähnt dich in dieser, deiner Komfortzone sicher. Und das ist sein höchstes Ziel. Ja, du hast richtig gelesen. Der innere Kritiker will dich beschützen.

Gut gemeint, ist jedoch nicht gut gemacht:

Den inneren Kritiker zeichnen drei Haupt-Eigenschaften aus:

  1. Unfreundlich, unhöflich:

Ganz ehrlich, würdest du das, was dein innerer Kritiker dir zuflüstert, einer Freundin auch sagen? Verletzend, gemein, verstörend, abwertend? Nein? Dann gib Deinem inneren Kritiker die Anweisung, sich in Zukunft etwas zurück zu halten. Ja, das geht, denn Chef/Chefin im eigenen Haus bist noch immer du!

  1. Er erzeugt Angst:

„Du bist noch nicht so weit. Das kann gefährlich sein. Mach lieber noch die und die Ausbildung, bevor du wirklich startest. Du bist einfach nicht gut genug.“ Kennst du das? Nichts gegen eine realistische Einschätzung deiner Fähigkeiten und Kenntnisse, aber hat dein innerer Kritiker wirklich recht? Die Zauberformel für die Angst lautet „Start before you‘re ready.“

  1. Er stellt Vergleiche an – für dich ungünstige:

Von Photoshop-Luxusfiguren will ich gar nicht reden 😉

Aber diese eine Frau, die mit Dir den Grundlagen-Online-Marketing Kurs absolviert hat und binnen vier Monaten 2.000 Newsletter-Abonnenten hat, die kennst Du? Und die andere, die um einen Stundensatz von 200,– Skype-Coachings anbietet und immer ausgebucht ist, die kennst du auch? Plus eine Freundin, die eine wirklich tolle Beziehung führt, während deine gerade im Alltag absäuft, die kennst du auch?

Es mag durchaus sein, dass andere erfolgreicher sind als du. Das gibt deinem inneren Kritiker jedoch nicht das Recht, dermaßen rumzuzicken. Zuerst will er dich in Watte packen, damit du dich in deine Komfortzone kuschelst und nichts riskiert und dann zeigt er mit dem Finger auf die Erfolgsstories der anderen? Nicht sehr charming, lieber innerer Kritiker.

Du weißt nicht, ob die 2.000 Newsletter-Abonnenten-Frau nicht Tag und Nacht arbeitet und auf dem besten Wege zum Burn-Out ist. Du weißt nicht, wie „qualitativ“ ihre Abonnenten sind. Du weißt nicht, wieviel Jahre Erfahrung die 200,– / Stunden Frau hat und vor allem weißt Du nicht, wieviel sie tatsächlich verkauft. Gerade in social media Zeiten lassen wir uns alle gerne blenden.

Doch der Hauptgrund: Jeder von uns hat eine andere Lebensaufgabe, andere Fähigkeiten und Kenntnisse und ein anderes persönliches Drehbuch mit dem seine Seele auf diese Welt kam.

Wenn du auch 2.000 Abonnenten möchtest, dann lerne von den Besten, komm ins Tun, setze Handlungen.

Aber lasse es nicht zu, dass dich dein innerer Kritiker anmault, wo sind wir denn???

Wird dein innerer Kritiker übermächtig, dann erschüttert er dein Selbstwertgefühl. Dies wiederum kostet dich Energie, viel Energie. Das Spiel auf dieser Erde ist ein Energiespiel. Alles dreht sich darum, freiwillig Energie zu geben und Energie zu bekommen.

Unfreiwilliger Energie-Abfluss schwächt dich und hindert dich daran, deine Wünsche und Ziele in deinem Leben erfolgreich umzusetzen. Also: wie bringst du deinen inneren Kritiker auf die Energie-Habenseite?

Bastelanleitung für den perfekten inneren Kritiker:

  1. Gib ihm einen Namen und ein Gesicht:

Das erleichtert die Kommunikation zwischen Euch beträchtlich. Vielleicht wird aus dem übermäßigen inneren Kritiker mit Maske und schwarzem wehenden Mantel eine weise, toughe junge Frau, die dir mit ihrem objektivem Feedback hilft, dein Leben in die gewünschten Bahnen zu lenken?

  1. Anerkennung und Dankbarkeit:

Was glaubst du möchte dein innerer Kritiker für sein unermüdliches Bemühen, dich sicher in der Komfortzone zu halten? Jawoll! Anerkennung und Dankbarkeit, die zwei Dauerbrenner.

Probier es mal so:

Innerer Kritiker: „Du willst einen Blog schreiben? Du hast doch gar nichts zu sagen.“

Du: „Vielen Dank für deinen Input, das habe ich bereits berücksichtigt. Ich weiß, wo ich mich hinwenden kann und ich weiß, woher ich meine Ideen nehmen werde.“

Du wirst sehen, dein innerer Kritiker nickt mit dem Kopf und ist beruhigt, dass du diesen Punkt berücksichtigen wirst 😉

  1. Nicht denken, sondern fühlen: Wenn es der innerer Kritiker wieder mal allzu bunt treibt, dann schließe die Augen, atme tief ein und wieder aus. Und dann fühle, wo in deinem Körper sich das doofe Geplapper und der Zweifel festgesetzt haben. Und von dort atmest du diesen Zweifel mit jedem Atemzug wieder aus. Langsam, Atemzug für Atemzug, bis sich der Zweifel aufgelöst hat. Ja, genau so, sehr gut!

Bonus

Wenn du gerade an einem größeren Projekt arbeitest und dir dein innerer Kritiker sozusagen auf dem Schoß sitzt: schick ihn weg und beschäftige ihn. Ich mache es meistens so: „Sag mir, wie der 26. Oktober schmeckt.“ Und schon zieht mein innerer Kritiker brav los, um diese Aufgabe zu erfüllen und voilà ich kann in Ruhe arbeiten 😉

Und nun bin ich gespannt, wie dein innerer Kritiker heißt, was seine Lieblingsstrategien sind und wie du ihn in Schach hältst. Ich freue mich auf deinen Kommentar unter diesem Artikel und bin gespannt. Alles Liebe

3 Kommentare
  1. Andrea
    Andrea sagte:

    Super Idee, dem inneren Kritiker einen Namen zu geben. Meiner heißt nun Mr. Spock und unser Verhältnis hat sich bereits gewandelt. Danke, liebe Grüße Andrea

    Antworten
  2. Carolin Otzelberger
    Carolin Otzelberger sagte:

    Liebe Riccarda,

    vielen Dank für diesen tollen Artikel! Der passt grad echt gut.

    Ich werd auf jeden Fall ausprobieren, meinem Kritiker einen Namen zu geben. Das macht total Sinn! Und ihm danken klingt auch stimmtig. Am besten gefällt mir der „Beschäftigungsauftrag“ 😉

    Danke für deine Inspiration!

    Herzlichst,
    Carolin

    Antworten
  3. Riccarda
    Riccarda sagte:

    Liebe Carolin,
    ja, mein innerer Kritiker ist schon einiges gewohnt 😉
    Er muss herausfinden, wie Tage schmecken, wie breit Gefühle sind, wieviele Kommastellen EXAKT die Zahl pi hat….

    Manchmal nimmt er sich meinen inneren Schweinehund mit auf die Reise, die zwei sind ein gut eingespieltes Team. lg Riccarda

    Antworten

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