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„Wirst du wirklich da sein? Weißt du, wann ich ankomme?“, meine Tochter schaut mich zweifelnd an. „Selbstverständlich werde ich da sein, du kannst dich auf mich verlassen. Auf jeden Fall.“ Innerlich schlucke ich jedoch, denn die Unsicherheit und das mangelnde Vertrauen meiner Tochter zu sehen tut mir weh.

Für diese Unsicherheit gibt es zwei Gründe, beide liegen schon Jahre zurück: die Rückkehr von der Schullandwoche war für 10 Uhr angekündigt. Ich war um 10 Uhr vor der Schule, der Bus war jedoch 20 Minuten früher eingetroffen…

Ein Jahr später fuhr meine Tochter auf Schikurs, Rückkehr 14 Uhr. Ich war pünktlich, der Bus über-, überpünktlich. Mein Kind war das letzte der ganzen Klasse und kam mir weinend entgegen. Ich bin eine Pünktlichkeitsfanatikerin, ich bin so gut wie immer pünktlich. Pünktlich heißt bei mir ich komme um Punkt. Nicht früher, auch nicht später.

Wenn ich meine Tochter heute von irgendwo abhole, bin ich seit Jahren überpünktlich, lieber warte ich 30 Minuten auf einen Bus, bevor ich es noch einmal riskiere „zu spät“ zu kommen.

Vertrauen ist die Basis jeglicher Beziehung.

Sei es zwischen Eltern und Kindern oder in Partnerschaften. Vertrauen ist das Fundament von Intimität, der Nähe zwischen zwei Menschen. Habe ich Vertrauen zu einem Menschen, weiß ich, er ist immer für mich da, ich kann mich öffnen und zeigen wie ich bin, er wird für mich da sein. Immer.

Vertraust du deinem Partner, kannst du loslassen, was dich belastet. Die Geborgenheit und das Vertrauen schenken dir Stärke und Trost.

Du kannst dich öffnen und verletzlich zeigen und bist doch geliebt und wertgeschätzt.

In der Welt, in der wir leben, wird unser Vertrauen manchmal enttäuscht, es ist egal, ob dies absichtlich oder unabsichtlich passiert. Um zukünftige Enttäuschungen und Schmerz zu vermeiden, senken wir unsere Erwartungen und erhöhen unsere Vorsicht – und entkoppeln uns gleichzeitig von tiefen und wahren Gefühlen, denn diese könnten ja weh tun. Kennst du übrigens die vier Arten von Vertrauen?

Vielleicht kennst du Menschen, die aus Angst vor Enttäuschung, aus fehlendem Vertrauen, aus Angst vor Ablehnung eine Mauer um sich bauen. Sie gehen auf Distanz und lassen niemanden an sich ran. Diese Menschen werden selten enttäuscht –  haben sie mit ihrem Mauerbau eventuell recht?

Nun ja, es ist eine Frage des Preises. Der Preis ist Isolation, der Preis ist fehlende Verbundenheit mit anderen, der Preis ist mangelndes Vertrauen in sich, in den anderen, in das Leben. Die Mauern einzureißen, mag Sicherheit kosten, aber die Gewinne können sich sehen lassen.

Der Gewinn eingerissener Mauern:

  • Vertrauen in dein Sein

    Die Mauern sind weg. Huch, die Sicht ist besser und klarer, du hast 360 Grad Sicht. Du verlässt dein selbstgewähltes Gefängnis und erkennst: du kommst ausgezeichnet mit dir und deinem Leben zurecht, die befürchteten Ereignisse treffen nicht ein – und wenn doch, sind sie nicht so schlimm wie befürchtet.

    Dein Vertrauen in dich selbst wächst von Tag zu Tag. Je größer dein Vertrauen ist desto besser kommst du mit Rückschlägen zurecht, denn manches geht auch schief.

  • Verbundenheit mit dem Leben

    Nun ist etwas möglich, was in deinem selbst gebauten Turm unmöglich war. Die kannst den Arm ausstrecken und andere Menschen berühren. Ihren Körper und ihre Seele. Du kannst ihnen helfen, ihnen Vorbild sein, voran gehen oder dich schlau machen, wie sie gewisse Herausforderungen des Lebens gemeistert haben.

    Der Satz „Wir sind alle eins“ wird für dich erleb- und erfahrbar, du erfährst dich als kommunizierendes, an der Welt teilhabendes Wesen.

  • Eigenermächtigung

    Dein Leben, deine Spielregeln, deine Wahrheit. Du stehst zu dir und deinen Entscheidungen und du weißt, wie du deine Wahrheit kommunizierst, ohne andere zu verletzen. Es kann sein, dass dein Gegenüber deine Wahrheit nicht akzeptiert, auch wenn du diese klar und liebevoll ausdrückst.

    Wenn das passiert, erinnerst du dich daran, dass du die Reaktion deines Gegenübers nicht kontrollieren und steuern kannst. Du bist auch nicht dafür verantwortlich.

Riccarda’s Top 3 Wege zu Vertrauen:

  1. Sicherer Hafen:

    Schaffe für dich und deinen Mann einen sicheren Hafen der Liebe. Dort, wo ihr sein könnt, wie ihr seid, dort wo Zweifel angesprochen werden dürfen, dort wo Intimität und Verletzlichkeit möglich sind. Sprecht über eure tiefsten Gefühle und größten Ängste.

Hört zu, unterbrecht einander nicht, bietet keine Lösungsmöglichkeiten an, nehmt einfach wahr, urteilt nicht, es ist wie es ist.

Erlaubt jedem Gefühl, einfach zu sein, ohne Beurteilung. Es geht darum, das Herz zu öffnen, die Mauern nieder zu reißen, in Verbindung zu treten und zu vertrauen.

  1. Wahre Freunde:

    Verbringe mehr Zeit mit wahren Freuden, die dir positiv gestimmt sind, die zuhören können, die an einem offenen und liebevollen Austausch interessiert sind. Gute Freunde lassen dir auch deine eigene Meinung und wollen dir ihre nicht aufdrängen. Reduziere den Kontakt zu Freunden und Bekannten, die dir nicht gut tun.

  2. Was denkst du, was du denkst?

    Halte mehrmals pro Tag inne und überlege, was du gerade gedacht hast. Waren es Gedanken der Liebe und des Vertrauens oder hast du dich geärgert oder warst verängstigt? Anerkenne jedes Gefühl, es hat keinen Sinn, negative Gefühle zu unterdrücken, sie kommen schlussendlich doch an die Oberfläche. Niemand hindert dich jedoch daran, nach einem negativen Gefühl ein positives in dein Innenlieben zuziehen.